Unser SFB 732
Der SFB 732 Inkrementelle Spezifikation im Kontext wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 2006-2018 gefördert (Phase 1: 2006 -2010, Phase 2: 2010-2014, Phase 3: 2014-2018). In seinen zuletzt 16 Forschungsprojekten, dem Infrastrukturprojekt und dem Integrierten Graduiertenkolleg arbeiteten mehr als 40 ForscherInnen des Instituts für Maschinelle Sprachverarbeitung und des Instituts für Linguistik der Universität Stuttgart zusammen.
In Kooperationen zwischen den einzelnen Teilgebieten der Linguistik und Computerlinguistik untersuchte der SFB 732 über 12 Jahren hinweg eine Eigenschaft von sprachlichen Ausdrücken – und den Elementen, aus denen sie aufgebaut sind – die sich auf allen Ebenen der linguistischen Beschreibungen beobachten lässt: isoliert betrachtet sind die meisten Elemente ambig oder unterspezifiziert; werden sie jedoch zu größeren Komplexen zusammengefügt, so lösen sich die meisten Ambiguitäten auf. Sprachlaute, die a) verschiedene Phoneme realisieren können (z.B. unbetonte Vokale beim schnellen Sprechen) und/oder b) unterschiedliche prosodische Kategorien, erhalten durch die Verwendung im Rahmen einer bestimmten Äußerung ihre spezifische Interpretation; synkretistische morphologische Formen (wie sie = Fem. Sg. Nom./Akk. bzw. Pl. Nom./Akk.) werden im Satzgebrauch aufgrund der Syntax disambiguiert; die möglichen Lesarten eines deverbalen Nomens wie construction, das sich entweder auf ein Ereignis oder sein Ergebnis beziehen kann, werden durch Modifikatoren wie ongoing eingegrenzt; etc. Auf allen relevanten Beschreibungsebenen ist es der Kontext der Elemente, der zur Disambiguierungsentscheidung führt, und je mehr Informationen zur Verfügung stehen, desto enger wird die Auswahl der möglichen Zielinterpretationen. Wir beobachten also inkrementelle Spezifikation im Kontext. Jede Betrachtung eines Aspekts von Sprache(n) und von Sprachverarbeitung muss Mechanismen enthalten, um diese Schlüsseleigenschaft effektiven kommunikativen Austauschs zu beschreiben; ein vollständiges Verständnis der Interaktionen auf allen relevanten Ebenen jedoch ist bis heute eine der größten Herausforderungen für die Sprachforschung: Löst die Spezifizierung/Disambiguierung auf der einen Ebene Spezifizierungsentscheidungen auf anderer Ebene aus oder umgekehrt? Oder sollte man simultane Spezifizierungsentscheidungen annehmen? Indem der SFB 732 diesen Fragen für ein breites Spektrum von sprachlichen Elementen in großer Tiefe nachging, hat er unser systematisches Verständnis von Sprache(n) und Sprachverarbeitung bedeutend vorangebracht. Die Forschungsbeiträge reichen von theoretischen Fortschritten im Rahmen ganz unterschiedlicher Forschungsparadigmen über verbesserte sprachtechnologische Modelle und Methoden bis hin zu Datenressourcen wie Sprach- und Textkorpora und komputationellen Analysewerkzeugen.
Direktor Prof. Dr. Jonas Kuhn Telefon: +49-711-685-81365 |
Koordinatorin Dr. Sabine Mohr Telefon: +49-711-685-83115 |
Unser Integriertes Graduiertenkolleg
Seit der zweiten Förderperiode (beginnend im Juli 2010) wird unser SFB 732 durch ein Integriertes Graduiertenkolleg (MGK) ergänzt.
Ziel des Integrierten Graduiertenkollegs ist es, den DoktorandInnen im SFB ein strukturiertes Qualifizierungsprogramm für die akademische Ausbildung und ein Forum für gegenseitigen Austausch und Feedback zu bieten. Der Lehrplan zielt darauf ab, den wissenschaftlichen Hintergrund der DoktorandInnen zu erweitern, die Berufsausichten zu verbessern und die Qualifizierung der Kollegiaten sicherzustellen. Zusätzlich dazu treffen sich die Kollegiaten regelmäßig, um ihre Arbeit unter ihres Gleichen vorzustellen und zu diskutieren und um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern.
Einjährige Kurzzeit-Forschungs-Stipendien für DoktorandInnen aus dem In-und Ausland bieten eine ganz besondere Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch und zur Zusammenarbeit. Die Stipendien haben eine enge Anbiendung an die einzelnen Forschungsprojekte des SFBs.
Weitere Informationen finden Sie auf den Seiten des MGK.
Institutes and institutions involved
- Institut für Linguistik
- IMS (Institut für maschinelle Sprachverarbeitung)
- LSS (Lehrstuhl für Systemtheorie und Signalverarbeitung)
- FSK (Forschungsverbund Sprachwissenschaft und Kognition)
- DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft)
- Lingenio (Informationen über die Zusammenarbeit mit dem IMS und dem SFB finden Sie unter den jeweiligen Links)
Jonas Kuhn
Prof. Dr.Sabine Mohr
Dr.Projektkoordinatorin